Lieferbereitschaftsgrad


Lieferbereitschaft

Definition

Mit dem Begriff „Lieferbereitschaft“ wird das Vermögen bezeichnet, Bestellungen innerhalb einer gesetzten Frist oder zu einem festgelegten Termin im vereinbarten Umfang abzuwickeln.

In welchem Maß diese Lieferbereitschaft besteht bzw. Distributionsvorgänge korrekt abgewickelt wurden, ist am Lieferbereitschaftsgrad als betriebswirtschaftlicher Kennzahl zu erkennen. Als einer der Key Performance Indicators (KPIs) in der Logistik gibt sie den Prozentsatz an, in dem Handelswaren oder Wirtschaftsgüter in einem betrachteten Zeitraum termingetreu in der zugesicherten Quantität und Qualität an den Abnehmer ausgeliefert wurden.

Berechnung des Lieferbereitschaftsgrads

Der Lieferbereitschaftsgrad als Maß der Lieferbereitschaft bezieht sich immer auf einen bestimmten Zeitraum (einen Tag, eine Woche) oder eine Wirtschaftsperiode (einen Monat, ein Quartal, ein Jahr). Er hängt ab von den beiden folgenden Faktoren:

  • Gesamtzahl der Nachfragen nach einer Sachleistung;
  • Anzahl der befriedigten Nachfragen nach einer Sachleistung.

Befriedigt ist die Nachfrage, wenn die Produkte ohne Mängel oder andere Abstriche und pünktlich bei der Kundschaft ankommen.

Als Grundlage zur Berechnung des Lieferbereitschaftsgrads können verschiedene Parameter herangezogen werden. Als Bezugsgrößen bieten sich die Anzahl, die Vollständigkeit, der Wert bzw. der Umsatz oder auch die betrachtete Zeitperiode an.

Lieferbereitschaftsgrad [%]

=

Anzahl der ausgeführten Bestellungen

* 100


Anzahl aller Bestellungen

 

Lieferbereitschaftsgrad [%]

=

Anzahl der vollständig ausgeführten Bestellungen

* 100


Anzahl aller Bestellungen

bzw.

Lieferbereitschaftsgrad [%]

=

ausgelieferte Mengen

* 100


insgesamt bestellte Menge

 

Lieferbereitschaftsgrad [%]

=

Wert der ausgeführten Bestellungen

* 100


Wert aller Bestellungen

 

Lieferbereitschaftsgrad [%]

=

Anzahl der Teilperioden mit ausgeführten Bestellungen

* 100


Gesamtzahl der Teilperioden

 

Um den Lieferbereitschaftsgrad als Leistungsindikator einsetzen zu können, ist es also notwendig, zunächst festzulegen, auf welcher Grundlage er berechnet werden soll. Erst vor diesem Hintergrund werden die von verschiedenen Seiten angegebenen (Prozent-)Werte auf der Ebene von Wirtschaftssektoren, Branchen oder Unternehmen vergleichbar.

Bedeutung des Lieferbereitschaftsgrads

Ein Lieferbereitschaftsgrad von 100 % besagt, dass alle Bestellungen vollumfänglich in Quantität und Qualität am vereinbarten Ort fristgerecht übergeben werden konnten. Gerade in der Automobilindustrie sind Werte von 100 % aufseiten der Zulieferer gefordert, um das Just-in-Time-Prinzip (JIT) in der Produktion umsetzen zu können. Hier ist der Lieferbereitschaftsgrad ein wichtiger Punkt in der Bewertung von Lieferanten und Auftragsfertigern.

Ein hohes Maß an Lieferbereitschaft ist attraktiv für die Kundschaft, da alle Kunden – ob intern oder extern – möglichst ohne jegliche Wartezeit mit den angeforderten Produkten versorgt werden wollen. Dann ist die Kundenzufriedenheit groß und die Kundenbindung wächst. Dies kann wiederum weitere Bestellungen auslösen und damit umsatzrelevant werden. Ist der Lieferbereitschaftsgrad dagegen niedrig, können (berechtigte) Kundenanforderungen nicht erfüllt werden. Unzufriedenheit mit dem Lieferservice und der Termintreue führen zum Verlust der Kunden sowie zu einem Imageschaden. Unter Umständen sind auch Regressforderungen von Geschäftskunden zu erwarten, die ihrerseits ihre Lieferverträge nicht einhalten können oder auf teure Ersatzbeschaffungsmaßnahmen zurückgreifen müssen.

Um eine hohe Erfüllungsquote garantieren zu können, müssen alle angebotenen Produkte tatsächlich lieferbar sein. Voraussetzung dafür ist nicht nur eine entsprechende Produktionskapazität, sondern insbesondere auch ein Lager, in dem alle Sachgüter aus dem gesamten Produktportfolio bevorratet werden. Eine solche Lagerhaltung ist platzintensiv, sie wirft logistische und organisatorische Probleme auf und verursacht hohe Lagerhaltungs- sowie Kapitalbindungskosten.

Deshalb wird in der Realität meist ein niedrigerer Lieferbereitschaftsgrad als 100 % angestrebt. Dieser hängt ab vom Wirtschaftssektor (Grundproduktion, Fertigung, Groß- oder Einzelhandel), von der Branche, der tatsächlichen Nachfrage nach einem Produkt bzw. dessen Umschlagshäufigkeit und von dessen Exklusivität oder saisonaler Verfügbarkeit. In der Regel liegt der tatsächliche Wert zwischen 95 % und 98 %. Für ein Unternehmen zentrale Produkte des Grundsortiments sollten dabei einen höheren Lieferbereitschaftsgrad aufweisen als Neben- oder Nischenprodukte.

Steigerung des Lieferbereitschaftsgrads

Der Lieferbereitschaftsgrad eines Unternehmens kann auch ohne Vergrößerung des Lagerbestands durch organisatorische Maßnahmen erhöht werden. Dazu zählen unter anderem:

  • die Einführung eines Sicherheitsbestands im Lager. Der Sicherheits- oder Mindestbestand wird anhand einer Kostenoptimierung über die Kalkulation der Fehlmengenkosten und der Lagerhaltungskosten berechnet. Er wird so gewählt, dass bekannte Schwankungen in der Produktion und in der Nachfrage mit dieser „eisernen Reserve“ auszugleichen sind. Bei Unterschreiten des Mindestbestands läuft die Produktion dieses Produkts wieder an oder es werden Beschaffungen ausgelöst.
  • Einführung eines Warenwirtschaftssystems. Über das Warenwirtschaftssystem können Geschäftspartner, die in der Supply Chain nachgelagert sind – dies betrifft insbesondere Handelsorganisationen –, ihre Bestände überwachen. Bei Bedarf werden (automatisch) Bestellungen ausgelöst, die dann vom Produzenten oder vom Betreiber des Lagers rechtzeitig ausgeführt werden können.
  • Die Einführung einer Lagerverwaltungs-Software. Diese Software unterstützt auf Anbieterseite die Steuerung und Verwaltung von Lagerbewegungen. Im Idealfall ist sie mit einem Warenwirtschaftssystem verknüpft.
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