Lagerreichweite


Lagerreichweite

Definition

Unter Lager versteht man eine Vorrats- und Abstellkammer, in der eine bunte Mischung aus verschiedenen Produkten zu finden ist. Hat man einen Lagerplatz zu Hause, so stellt man dort beispielsweise Dinge wie frisches Gemüse, Zucker und Salz, Mehl, Essig und Öl, Nudeln und Reis, Hartwürste und Konserven, aber vielleicht auch Reinigungsmittel, Kerzen, Streichhölzer, Schnürsenkel und Ostereierfarben sowie Altglas für das Recycling ab.

Bis in welche Region ausgeliefert wird, ist abhängig von der Größe des Marktes und dem Alleinstellungsmerkmal des Angebots. Ein Monopolist kann sein Geschäft weltweit betreiben. Bei mehr oder weniger austauschbaren (Massen-)Gütern kompensieren ab einer gewissen Entfernung die Transportkosten einen im Vergleich zu anderen Offerten günstigeren Verkaufspreis. Anbietern von lokalen Spezialitäten steht oft – auch aufgrund der Verderblichkeit der Ware – nur der nähere Umkreis um die Produktionsstätte für den Vertrieb offen.

Als betriebswirtschaftliche Kennzahl wird die Lagerreichweite aber im Allgemeinen auf die Aspekte Menge und Zeit bezogen: Sie gibt den Zeitraum an, in dem mit der eingelagerten Menge an Sachgütern bestehende und avisierte Aufträge erfüllt werden können.

Lagerreichweite und Lagerumschlagshäufigkeit

Der Kehrwert der Lagerreichweite – als Verweildauer der bevorrateten Güter bis zum kompletten Abverkauf – ist die Lagerumschlagshäufigkeit. Diese Kennzahl der betrieblichen Materialwirtschaft gibt an, wie oft der komplette Lagerbestand eines Sachguts innerhalb eines Zeitraums einmal aus dem Lager entnommen (abverkauft) und wieder ersetzt (nachproduziert bzw. nachgeliefert) wird. Der betrachtete Zeitraum entspricht dabei oft einer betrieblichen Rechnungsperiode wie Monat, Quartal, Jahr oder Bilanzzeitraum.

Berechnung der Lagerreichweite

Mit der Lagerreichweite wird der Zeitpunkt ermittelt, zu dem der Lagerbestand bei durchschnittlichem oder absehbarem Materialverbrauch komplett abgebaut ist. Entsprechende Zahlen kann die Lagerverwaltung aus einem Warenwirtschafts- oder Lagerverwaltungssystem erhalten.

Berechnet wird die durchschnittliche (Ø) Lagerreichweite nach folgender Formel:

Ø Lagerreichweite =

Ø Lagerbestand


Ø Verbrauch

Der durchschnittliche Lagerbestand ergibt sich dabei als arithmetischer Mittelwert aus Anfangs- und Endbestand.

Betrachtet wird in der Regel ein bestimmter Zeitraum als Wirtschaftsperiode. Dies kann – etwa im Handel oder bei produzierenden Unternehmen, die nach dem Just-in-Time-Prinzip (JIT) fertigen – tagesaktuell geschehen (Tagesbestand) oder wöchentlich. Üblich ist der Bezug auf einen Abrechnungshorizont wie Monat, Quartal oder Jahr:

Ø Lagerreichweite =

(Bestand am Anfang der Periode + Bestand am Ende der Periode) / 2


Ø Verbrauch pro Periode

Die tatsächliche Lagerreichweite geht vom exakten aktuellen Lagerbestand aus und bezieht diesen auf die durchschnittliche Nachfrage:

tatsächliche Lagerreichweite =

Ist-Lagerbestand


Ø Verbrauch

Alternativ oder zusätzlich kann auch die geplante Lagerreichweite berechnet werden. In diese Berechnung fließen dann die offenen Bestellungen als Wert mit ein:

geplante Lagerreichweite =

Ø Lagerbestand der Periode + offene Bestellmengen


geplanter Verbrauch pro Periode

Optimierung der Lagerreichweite

Die Lagerreichweite sollte für jedes einzelne Gut bestimmt und optimiert werden. Dies gilt einerseits für Produkte, die die Nachfrage von außen – den Handel, Auftraggeber oder Endabnehmer als externe Kundschaft – befriedigen sollen. Andererseits betrifft dies auch die Artikel oder Waren, die den eigenen Bedarf abdecken. Diese sind für den internen Gebrauch vorgesehen, beispielsweise als Grundstoffe oder Bauteile für die Produktion, als Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe oder als Büro- und Verbrauchsmaterialien.

Der Lagerbestand ist so anzulegen, dass in einem bestimmten Zeitraum der Warenausgang bzw. der Verbrauch von Artikeln mit der Produktion bzw. Wiederbeschaffung des Sachguts durch Nachlieferung im Gleichgewicht steht. Dabei sind nicht nur die regelmäßigen Abflüsse über die – je nach Branche teils sehr unterschiedlichen – Vertriebskanäle abzudecken, sondern auch Bedarfsspitzen zu berücksichtigen. Hier bietet sich die Einführung eines Mindestbestands als Warnwert an, um die Lieferbereitschaft zu gewährleisten.

Idealerweise werden die eingelagerten Güter dazu zum Beispiel anhand einer ABC-Analyse kategorisiert. Diese Analyse dient dazu, die jeweiligen Artikel gemäß ihrer Bedeutung und ihres Warenwerts zu gewichten und die Bestände darauf abzustimmen. Unterstützung bei der Planung und Hilfestellung bei der Optimierung bieten Warenwirtschafts-, Lagermanagement- sowie Supply-Chain-Management-Systeme.

Die Optimierung zielt darauf ab, alle Distributionskanäle ausreichend mit Waren zu versorgen und dabei gleichzeitig den Lagerbestand so niedrig wie möglich zu halten. So soll gewährleistet werden, alle potenziellen Verkäufe zu tätigen und Fehlmengenkosten zu vermeiden. Gleichzeitig sollen auf diese Weise Lagerhaltungs- und Kapitalbindungskosten minimiert werden. Möglich ist dies nur bei einer stabilen Supply Chain, die eine rechtzeitige Wiederbeschaffung der ausgelieferten Sachgüter garantiert bzw. Ersatzprodukte zur Verfügung stellen kann. Idealerweise sollte sich dann auch die Nachfrage nicht sprunghaft ändern, sondern einigermaßen kontinuierlich oder saisonal abschätzbar sein. Auch die Tendenz zur Individualisierung von Produkten ist dabei ein nicht zu unterschätzender Faktor, der die Lagerhaltung erschweren kann.

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